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Blog-Beitrag

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Teil 3: Unser Weg zum Zweithund – Kimberly bekommt einen Nachnamen


Der Tag nach „dem Gespräch“ war irgendwie düster, aber irgendwie packte uns auch eine undefinierte Motivation. Zielorientiertes Denken war gefordert. Kimy stresste uns, weil wir sehr viel Management betreiben mussten und wir langsam das Gefühl hatten, dass wir ihr mit den ganzen Stadt-Reizen überhaupt nicht gut taten. Während ich vor mich hin mit ihr an Menschenbegegnungen arbeitete, blieb Nico was das Thema Training angeht etwas außen vor. Ich hatte meine Pläne im Kopf, führte sie aber als Einzige aus. Als Eigenbrötlerin musste ich erst mal Beziehungsarbeit leisten. Ich war in meinen letzten Beziehungen gewohnt, dass meine Themen meine Themen sind und keine andere Person darin was rumzufuhrwerken hatte und Hunde sind bis dato auch immer nur mein Thema gewesen. Kurz und knapp: Nico durfte jetzt auch einen Einblick ins Hundetraining bekommen, das heißt, dass Training Training ist und Alltag Alltag. Zwei zu trennende Bereiche. Was ein Hund noch nicht gelernt hat in einem abgesteckten, sicheren und von einem selbst angepassten Raum, das kann der Hund auch nicht im Alltag zeigen. Mit Kimy ist viel Training am Verhalten gefragt, und weniger Tricks. Aber eine Kombination aus beiden macht es für beide Parteien spaßiger. Dafür musste ich mir erst mal anschauen welchen Trainingsstand beide überhaupt gemeinsam haben. Also was kann Nico bereits und wie viel schafft Kimy überhaupt. Der Anamnesetermin zeigte mir, okay, wir fangen hier von vorne an und warum kam mir das nicht vorher bereits? Nico kannte bis er mich kennenlernte keine Hunde; mit mir kam Raiko und wie alle wissen ist Raiko einfach perfekt. Er ist somit von heut auf morgen durch Kimy zu einem Ersthundehalter geworden. 


An folgenden sehr abstrakten Dingen arbeiteten wir nun:


  • Dirigismus: Wie viel kann der Halter auf seinen Hund einwirken?

  • Timing: Wann wird eigentlich welches Verhalten belohnt? 

  • Orientierung: Wie schafft es der Halter, dass der Hund sich an ihm und nicht am anderen pöbelnden Hund orientiert?

  • Stimmungsübertragung: Mit welcher Einstellung gehen Halter und damit Hund in Begegnungssituationen? 


Dazu gab es die passenden Übungen und die richtigen Reizschwellen und so vergingen die Wochen wie im Fluge. Ich trainierte mit Kimy an der Leinenführigkeit und Nico war so motiviert und inzwischen auch mit passenden Leckerlis und Leckerlibeutel ausgestattet. Wir waren mächtig stolz darauf, was Kimy eigentlich zustande brachte. Sie lief immer besser mit, lernte sich von Reizen selbstständig abzuwenden oder sogar sich umzuorientieren. Das Ergebnis war sehr schnell, dass sie auch die Reize als gar nicht mehr so unangenehm empfand. Bei Fahrrädern, die nicht direkt auf sie zusteuerten, merkten wir bald, dass sie sogar in freudige Erwartung sich zu uns umschaute: „Hallo, habt ihr das Rad gesehen?“


Auch an Menschen, die sie ja eigentlich eh nicht als unangenehm empfand, liefen wir auch im Nahbereich vorbei. Das war tatsächlich weniger schwer aus ihr rauszubekommen, da brachte sie die bessere Veranlagung mit als Raiko, für den es bis heute schwierig sein kann, wenn Männer seltsam laufen oder einfach anders aussehen, an diesen nur vorbeizugehen. Dann gab es nur noch das Thema, dass wir gerne mit beiden Hunden gleichzeitig laufen wollen. Zeitsprung zu heute: es klappt inzwischen wirklich gut. Fürs gemeinsame Laufen braucht es ein paar Regeln und einen gewissen Trainingsstand bei Kimy. Als Kimy gut orientiert und an entspannter Leine lief, packten wir Raiko dazu und liefen solange gemeinsam bis ein schwieriger Reiz am Horizont auftauchte. Dann kam Distanz zwischen die Hunde und jeder achtete dabei auf den Hund, der am anderen Ende der Leine lief. Fragt mich nicht wie und warum, aber Raiko entspannte inzwischen bei den Gassis so sehr. Die Aufregung, die er manchmal einfach von Haus aus mitbrachte, legte sich und er lief in Anwesenheit von Kimy wie der krasseste Musterknabe schlechthin. Zwei Vermutungen meinerseits: 1. modal rival (nach I. Pepperberg): er merkte, dass Kimy für ruhiges Verhalten belohnt wurde und passte sein Verhalten daran an, um auch an Lob und Leckerlis zu kommen. Er lernte somit am Modell und stand was Aufmerksamkeit und Lob angeht in Rivalität zu Kimy. Rivalität wird hier nicht wertend betrachtet und/oder 2. Stimmungsübertragung unter Hunden: zuvor hatte Raiko keine Referenz was seine Stimmung angeht. Er konnte sich an mir oder Nico orientieren und vielleicht waren wir da nicht glaubwürdig genug. Jetzt wo es Kimy gab, die häufiger auch zeigte, dass etwas überhaupt nicht schlimm ist und ihr Gemüt ist sowieso Typ Chillerin ist, nimmt Raiko Situationen einfach gelassener. Egal was es letzten Endes ist, es ist einfach klasse für uns! 


Der Erfolg im Training beflügelte uns. Ich freute mich auf jedes Gassi mit meiner süßen Maus und Nico nahm die Herausforderungen im Alltag nun dankend an. Übermütig wie Nico manchmal ist, ging er dann auch recht bald alleine mit beiden Hunden raus, und so ein Übermut darf gerne belohnt werden. Mit ihm liefen die Hunde streberhaft mit und er etablierte für sich und die Hunde eigene Regeln. Die Längen der Leinen bestimmen, ob es jetzt Zeit zum Schnüffeln und Freizeit gab, oder ob jetzt erst mal Strecke gemacht wird.





Somit war, an keinem bestimmten Tag, uns allen bewusst, die Olle darf bleiben. Am 29.04.2024 musste ich in meinen eigenen vier Wänden eine Vorkontrolle bei Nico machen, denn ein kurzer Austausch genügte, dass wir wussten: Kimy wird Kimy W. – auf Papier Nicos Hund und im Herzen unser erster gemeinsamer Hund. Und am 1.5. war es bereits soweit, fast genau 4 Jahre nach Raikos Adoption, wurde Kimy adoptiert und bekam den Nachnamen, den sie sich verdient hatte. 


In dieser ganzen Erfolgsgeschichte, habe ich Raikos Seite etwas ausgelassen. Deswegen hier zum Abschluss noch seine Ansicht zu der ganzen Sache.


„Also als ich da wieder mitten in der Nacht ins Auto gesetzt wurde, und im Kofferraum schon wieder so ne Gitterbox stand, wusste ich, die zwei Verrückten holen schon wieder so ne Abtrünnige aus Rumänien. Total nervig, die Letzte war ja einfach eine Katastrophe: noch alle Milchzähne im Maul und die Persönlichkeit eines Flummis. Naja, also ich hatte mir für dieses Mal vorgenommen, dass ich da mit Distanz rangehe, oft sind diese Pflegis eh nicht lange da. Als sie dann ins Auto gesetzt wurde, O M G, warum haben die so eine mit langem Fell genommen? Die sieht aus wie ein Schaf! – naja, vielleicht kann ich sie ja beim nächsten Schäfer einfach aussetzen, der findet schon Verwendung für sowas. Dann fuhr ich uns alle sicher nach Nürnberg und die Neue durfte erst mal ankommen. Zu Recht wurde sie dann gebadet, diese Rumäninnen riechen echt wie das letzte Loch. Ich kam ja damals mit meinem persönlichen Parfum. [Raiko verschweigt hier, dass er genauso stinkend ankam und um sich geschnappt hat, als seine Pflegestelle ihn baden wollte. Deswegen zögerte sich das etwas hinaus; Anmerkung der Halterin]. Die ersten Tage mit Kimy, wie sie sie nannten, behandelte ich sie wie Luft, wer weiß ob die nicht nach ner Woche schon auszieht. [weitere Anmerkung der Halterin: Raiko ist sehr deeskalativ unterwegs und macht viel Schadensvermeidung, in dem er sehr vorsichtig ist]. Meine Halterin würde jetzt sagen, der deeskaliert nur, aber das ist totaler Schmarrn. Mich interessieren andere Hunde einfach nicht so sehr. Naja, also die Kimy, was soll ich über sie sagen? Sie ist schon ganz okay. Ahja, eine gute Sache gibts: Wenn wir Besuch haben, dann wollen alle Kimy streicheln und anfassen, die liebt es auch, und dann, und das ist das Tolle an der Sache, lassen sie mich einfach in Ruhe. Ich geh dann vereinzelt zu den Leuten, die ich wirklich mag und hole mir da meine Zuneigung. Das passt, sie fängt auch viele Küsse von Anh ab. Anh denkt ich will von ihr geküsst werden, aber ich halte es ihr zuliebe einfach nur aus. Kimy hingegegen, die darf man den ganzen Tag küssen. Die streckt sogar ihren Kopf noch hinterher, dass man sie da nochmal küsst. Cool ist auch, dass die zwei Hanserl viel mit ihr trainieren, und weil die denken ich soll mittrainieren, kassiere ich ab und eine ordentliche Mehr-Menge an hochwertigen Leckerlis als vor Kimy-Zeiten. Das ist schon mal ein Anstieg von 145% an guten Tagen. Am Ende des Jahres komme ich wahrscheinlich auf 3.680 Leckerlis netto – ich hoffe der Trend bleibt erhalten. Wenn ich jetzt gefragt werde, was ich so vermisse an der Einzelprinzen-Zeit. Ja dann auf jeden Fall den Platz in der Wohnung, überall wo ich jetzt hinlaufe liegt Kimys Fell, oder Kimy selbst und die Ruhe. Ihr glaubt gar nicht wie viel diese Hündin bellt. Es ist total nervig!“ 

Vielen Dank, Raiko, für den Einblick und lieben Dank euch Lesern für das Verfolgen unserer Liebesgeschichte.

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