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Warum ich bei meinem Hund viel Wert auf Entspannung und Ruhe lege – 5 Tipps

Das Thema Entspannung beim Hund ist ja nichts neues. Warum aber gerade sehr reaktive Hunde das so dringend brauchen und wie ich das mit Raiko mache, erzähle ich euch heute.


Sprichwörtlich liegt in der Ruhe die Kraft. Bei Raiko und mir ist Ruhe in der Regel ein Zustand, in den wir nur in unseren vier Wänden gut hineinfinden. Da hat der Hund zum Halter gefunden, könnte man meinen. Ich bin im Allgemeinen sehr gehetzt, aufgeregt, aufgedreht und unruhig – halte Stillstand sehr schlecht aus, und das obwohl ich als Kind und Jugendliche viel Angeln war. Aus so einer Energie ergeben sich zwar oft kreative Ergüsse (nicht immer mit Sinn behaftet) und manchmal ist mein Produktionslevel auf einem so hohen Stand, dass Aufgaben in Windeseile erledigt sind. Der Nachteil ist jedoch ganz klar die Fehlerquote, sowie eine Schludrigkeit, die sich da schnell mit einschleicht.


Wenn Raiko so durch die Welt läuft, wie ich das gerade für mich beschrieben habe – und diesen Zustand kenne ich bei ihm sehr gut – dann ist er so reizempfänglich und reagiert besonders impulsiv. Von außen sieht man, wie ein gestresster, gehetzter Hund eine gereizte und angespannte Anh durch die Gegend zieht; sein Kopf ist dabei abwechselnd am Boden und in alle Himmelsrichtungen streckend zu sehen und die Pfoten tappeln nur so über den Asphalt. Die Leine ist auf maximaler Spannung. Wenn in der nächsten Sekunde ein Mensch, ein Hund, ein Auto oder ein Fahrrad vorbeifährt, werden die sofort zu seinen Opfern erklärt und das Getöse ist groß. Mein Stresslevel steigt und eigentlich wollen wir beide einfach nur schnell ins heimische Bett und die Welt um uns herum ausschalten.


„Dein Hund ist ja so chillig. Da hast du richtig Glück!“ – nichts-ahnender Unbekannter, kurz bevor er sich über meinen Hund beugt und dafür angebellt wird.

Inzwischen habe ich gelernt damit umzugehen, und Ruhe und Entspannung in unsere Spaziergänge und unsere Außenwelt zu integrieren; denn so ernte ich einen entspannten oder "chilligen" Hund, der mit viel mehr Verstand und guten Nerven im Alltag Entscheidungen trifft.


Tipp Nr.1: Planung ist alles!


Wenn ich weiß, heute wird es besonders stressig, es folgt ein Termin nach dem anderen, dann muss ich wohl oder übel auch noch das Gassigehen ein bisschen verplanen. Ich überlege mir welche Route ich gehen will, plane auch übermäßig mehr Zeit ein als dafür nötig und natürlich auch ein bis zwei Übungen, die wir auf dieser Strecke machen werden.


Der Vorteil, ich habe eine gewisse Sicherheit in dem was ich mir vorgenommen habe und Raiko geht mit einer strukturierten, ruhe ausstrahlenden Person raus. So fällt es ihm auch leichter sich an mir zu orientieren, er hat Spaß auf dem Spaziergang und auch wenn die Strecke eigentlich langweilig ist (weil bekannt) wird sie nochmal positiv aufgeladen. Im Idealfall gehen wir dann beflügelt wieder nach Hause und können die Übungen als Erfolge verbuchen.


Tipp Nr.2: es darf auch mal nur Schnüffeln sein


Schnüffeln hat eine beruhigende und entspannende Wirkung, da es den natürlichen Instinkten und Bedürfnissen eines Hundes entspricht. Deswegen nutze ich es als Instrument zum herunterfahren. Beim Schnüffeln setzt Raiko nicht nur seinen naturgegebenen ausgeprägten Geruchssinn ein, sondern auch sein Gehirn wird aktiv stimuliert. Die Vielzahl von Gerüchen, die er wahrnehmen kann, bietet eine mentale Herausforderung und Beschäftigung, die ihn von anderen möglicherweise stressigen Reizen, wie andere Hunde, laute oder ungestüme Menschen, ablenkt. Dies hilft, seine Aufmerksamkeit auf eine positive und natürliche Weise zu lenken, wodurch er Stress abbauen kann.


Zusätzlich dazu ermöglicht das Schnüffeln Raiko auch, seine Umgebung auf eine achtsame Weise zu erkunden. Dies fördert nicht nur Neugier, sondern gibt ihm auch ein Gefühl der Kontrolle und Sicherheit. Die entspannende Wirkung lässt sich auf die Freisetzung von Endorphinen zurückzuführen, die Stress reduzieren und ein allgemeines Gefühl des Wohlbefindens fördern. Insgesamt bietet Schnüffeln also nicht nur körperliche, sondern auch mentale Entspannung für Raiko.



Tipp Nr.3: In der Kürze liegt die Würze


Auch ein kurzer Spaziergang kann eine hervorragende Möglichkeit bieten, Ruhe und Entspannung zu fördern. Natürlich ist eine lange ausgiebige und mit Übungen angereicherte Runde ebenfalls förderlich, aber grade an Tagen, in denen viel um uns herum los ist, sind es die kurzen Time-Outs am Tag, die Raiko und mich aus dem Stress rausholen und uns kurz erden. Während eines gemeinsamen Ausflugs erfährt er körperliche Betätigung, wie auch mentale Stimulation. Oft wird ja geraten mal unbekannte Routen zu nehmen, aber bei unseren kurzen Auszeiten ist es gerade wichtig, dass wir bekannte Strecken gemeinsam ablaufen. Wenn zum Beispiel Besuch da ist und der Tumult im Haus groß ist, dann ist so ein 15-minütiger Walk durch die bekannte Nachbarschaft, Gold wert. Der trägt dazu bei, überschüssige Energie abzubauen und das Stressniveau zu senken. Darüber hinaus ermöglicht der Spaziergang eine kurze Quality Time, da die gemeinsame Zeit im Freien als eine Art soziale Interaktion erlebt wird. Ein kurzer Spaziergang ist somit nicht nur für die physische Gesundheit, sondern auch für die seelische Ausgeglichenheit von großer Bedeutung.


Tipp Nr.4: manchmal ist stehen besser als gehen


In Gassi gehen steckt doch nicht umsonst "gehen", oder? Klar, aber das Stehen während eines Spaziergangs kann für Hunde ebenso wichtig sein wie das konstante Laufen. Wir bleiben oft gemeinsam stehen, denn für Raiko ermöglicht das Stehen seine Umgebung gründlicher zu erkunden und bestimmte Gerüche intensiver wahrzunehmen. Er nutzt die Zeit des Stehens, um sich auf spezifische Gerüche zu konzentrieren, Markierungen von anderen Hunden zu erkunden und Informationen über seine Umgebung zu sammeln. Diese intensive olfaktorische Stimulation bietet nicht nur Abwechslung beim Laufen, sondern trägt auch dazu bei, den Hund geistig zu beschäftigen und seine Sinne und vor allem sein Bedürfnis Informationen zu sammeln zu befriedigen.


Darüber hinaus ermöglicht das Stehen während des Spaziergangs dem Hund, sich zu entspannen und bewusst die Umgebung zu beobachten. Das ist besonders wichtig, wenn der Hund gestresst ist oder neu an einem Ort ist; denn Hunde wollen sich wie wir auch, sich in neuen Situationen sicher fühlen. Das ruhige Stehen gibt dem Hund die Möglichkeit, sich an neue Reize anzupassen und sich sicherer zu fühlen. Wir Menschen schauen uns um, unsere Hunde riechen sich herum. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Gehen und Stehen während des Gassigehens ist daher förderlich, um die Bedürfnisse des Hundes zu erfüllen und gleichzeitig Entspannung und Wohlbefinden zu fördern.


Tipp Nr.5: ein Snack zwischendurch kann nicht schaden


Das Kauen und Essen spielt eine entscheidende Rolle im Stressabbau bei Hunde. Denn Kauen ist eine natürliche Verhaltensweise und ermöglicht nicht nur eine physische Entlastung für das Gebiss, sondern wirkt sich auch positiv auf das emotionale Wohlbefinden aus. Kauen beruhigt, baut Stress ab und reduziert Angst. Zudem trägt das Essen zur Freisetzung von Endorphinen bei, den sogenannten Glückshormonen, die ebenfalls eine entspannende Wirkung haben. Für Raiko habe ich deswegen unterwegs oft eine Auswahl von geeigneten Kauartikeln dabei: Hasenohren, Ziemer, getrocknete Achillesfersen oder irgendwelche 0815 Kaustangen (gehen im Notfall auch immer). Das Kauen davon dient der mentalen Stimulation wie auch der Beschäftigung, wenn wir zum Beispiel im Lokal oder bei Freunden sitzen und das auf der Decke liegen für Raiko einfach extrem langweilig und fordernd ist. Im Nebeneffekt wird die Zahngesundheit ebenfalls gefördert.


Hündin Maya liegt mit dem Kopf auf dem Kissen und schläft
Maya schläft

Entspannter Hund – Entspannter Mensch


Einen entspannten Hund zu haben ist nicht nur für uns Hundehaltende angenehmer – es ist auch die Geheimzutat für das ultimative "Chilldog"-Erlebnis. Ein gelassener Raiko zeigt nicht nur, dass er das Leben auf die leichte Pfote nimmt, sondern er hat auch mehr Zeit, um seine Leckerlis zu genießen, anstatt sich über unwichtige Dinge wie schreiende Kinde, stampfende und klatschende Menschen oder bellende Hunde zu stressen. Als Halter:in sollte man kreativ werden und Wege finden, wie man seinem Begleiter den Stress abnimmt und Entspannung ermöglicht – sei es durch einen Kurzspaziergang mit Schnüffel-Aromatherapie oder einem "Snackstacle"-Parcours. Denn am Ende des Tages gilt: Ein entspannter Hund ist ein gesunder Hund.



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